„Eines Tages werden wir sterben.“
„Aber an allen anderen Tagen nicht.“

Das lebendige Versprechen an eine Zukunft, das einem Dialog zwischen Charlie Brown und Snoopy entstammt, machte Lotta Emilia vom Landsberger Poetry Slam zum Thema ihres Wettbewerb-Beitrags. Sie warf dabei einen Blick auf die unterschiedlichen Welten von sich und ihrer Oma, die aber doch die gleiche Geschichte teilen. Dem Publikum und der Jury gefiel dies überragend gut. Mit 48,1 Punkten (von 50 möglichen) und der höchsten Punktezahl im Wettbewerb gewann die junge Slammerin das 1. Halbfinale des Bayern Slam 2022 und qualifizierte sich für das Finale im Cinecitta.

Gewinner des 1. Halbfinales des Bayern Slam 2022: (vl) die Poeten Mate Tabula, Lotta Emilia und Hannah Haberberger. Rechts die zufriedenen Veranstalter, Moderator Michael Jakob und Büchereileiterin Monika Eibl.

Aber der Reihe nach. Am 15. September kehrten nach fast zweieinhalbjähriger coronabedingter Abwesenheit die Rock-Poeten nach Schwarzenbruck zurück. Und diesmal aus einem besonderen Anlass, nichts weniger als die Bayerischen Meisterschaften galt es auszufechten. Schwarzenbruck wurde als Austragungsort für eines der beiden Halbfinale ausgewählt. Eine besondere Ehre für die Gemeindebücherei Schwarzenbruck, die als Veranstalter fungierte.

Der „Bayern Slam 2022″ ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Zum einen feiert die Bayerische Meisterschaft ihr 10-jähriges Jubiläum, zum anderen ist es der 5. Poetry Slam, der in Schwarzenbruck abgehalten wird und es ist auch der 5. Poetry Slam, der vor ausverkauftem Haus abgehalten werden kann. Fast ausverkauft, 9 von 300 Plätzen blieben unbesetzt, aber wie Moderator Michael Jakob am Ende des Abends bemerkte: „Ich denke, das darf man als ausverkauft werten und dank Schwarzenbruck wissen wir, der Slamspirit lebt.“

Die Veranstaltung startete, wie zu erwarten, mit einem Eyecatcher. Zeremonienmeister Michael Jakob und Assistentin Steffi Neumann vom Organisationskommitee betraten die Bühne standesgemäß in blau-weißem Rautenmuster gekleidet. 11 junge und jung gebliebene Interpreten folgten ihnen nacheinander und lieferten sich ein Wortgefecht auf höchstem Niveau. Am Ende hatte Lotta Emilia die Nase vorn und zog in das zwei Tage später stattfindende Finale ein.

Das Starterfeld des 1. Halbfinales:
(von links) Selina Schlender, Dominik Hopp, Thomas Schmidt, Mate Tabula, Lotta Emilia, Elena Calliopa, Pauline Füg, Raphael Breuer, Hannah Haberberger und Martin Höhl.
(vorne kniend) Der Moderator des Abends Michael Jakob.

Ihr folgte Mate Tabula vom Substanz Poetry Slam München nach. „Ferien mit Kindern sind die Hölle in vier Wänden“, warf er dem schmunzelnden Publikum entgegen. Der Wunsch nach „ganz viel nichts machen“ wird zur Illusion, der Schulstart zum herbeigesehnten Ereignis. Des einen Leid, des anderen Freud – das Publikum hatte viel zu lachen. Als dritte und damit letzte Finalteilnehmerin konnte Hannah Haberberger die Jury überzeugen. Sie wurde von e-poetry – Der Poetry Slam im E-Werk nomminiert. „Pixibücher stehen der Emanzipation entgegen“, so ihre Kritik an dem Universum der Conni-Bücher. „Vielleicht ist ein Eisgutschein doch manchmal die bessere Entscheidung.“

Viele weitere Darbietungen hätten auch einen Finaleintritt verdient gehabt. Elena Calliopa vom Isar Slam München sprach über den Chamäleon-Effekt. Wie wir uns und unsere Kinder disziplinieren und anpassen um sozialverträglich zu erscheinen. Dominik Hopp vom Poetry Slam Bayreuth präsentierte „Darwin-TV“. Eine Reise durch die Weltgeschichte, skaliert auf ein Jahr, im Format diverser TV-Programme. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du kein Brot essen“, betitelte Pauline Füg von Bamberg ist Slamberg ihre nachdenkliche Betrachtung der Geschlechterrollen. Thomas Schmidt, der für den Poetry Slam Forchheim startete, schloss den bunten Reigen mit einem modernisierten Klassiker ab. Aus der Ballade „Die Bürgschaft“ von Friedrich Schiller wurde ein Rush-up „Here comes the Bürgschaft reloaded“, das die vorgegebenen Begrifflichkeiten – Menschlichkeit, Spargelstechen und Death Metal – beinhalten musste.

Das Heer der fleißigen Hände um Büchereileiterin Monika Eibl. Garanten für eine besondere Wohlfühlatmosphäre.

Nach zweieinhalb Stunden stand das Ergebnis fest, die Anspannung fiel von allen Protagonisten ab. Michael Jakob dankte dem Publikum für sein zahlreiches Erscheinen und Büchereileiterin Monika Eibl für ihr großes Engagement bei der Umsetzung der Veranstaltung. Diese gab den Dank an ihr Helfer-Team weiter. Einem Team, das sich aus ihrer Kollegin Alice Hiltner-Pickelmann, vielen engen und lieben Freundinnen und Freunden und der zwangsrekrutierten Familie zusammensetzt. Sie merkte an, dass eine Veranstaltung dieser Größe und der persönliche Anspruch einen würdigen Rahmen für die Darbietung zur Verfügung zu stellen, den Einsatz vieler Hände und viel Idealismus erfordert. In dieser Hinsicht sind sich die Bereiche vor und hinter der Bühne gar nicht so unähnlich.